Donnerstag, 31. Dezember 2009

Peter Handke


Gestaltung dreier Postkarten zur modernisierten Wiederaufführung von Peter Handkes Publikumsbeschimpfung (1967) im Hebst ´09 im Stadttheater Kassel.


Das Stück sorgte in den 60er Jahren für gehörigen Aufruhr des Publikums, der Theater- und Literaturwelt. Tatsächlich wird das Publikum offensiv beschimpft und interaktiv ins Geschehen einbezogen.“Das was sie sehen und hörten, sollte nicht nur das sein, was sie sahen und hörten.“



Die Postkartenserie arbeitet mit Zitaten, die alle der Publikumsbeschimpfung entliehen sind. Ersteres thematisiert die Tatenlosigkeit oder Mittäterschaft der Nazi-Elterngeneration der 68er Jahre. Weiterhin wird dann "Sie spielen nicht mit, hier wird ihnen mitgespielt" zur Klammer zwischen den Postkarten. So schüttelte Peter Handke Milosevic vor laufenden Kameras die Hand. Ein Aufschrei ging durch Deutschlands Kulturbetrieb. Handke kommentiert so den ersten deutschen militärischen Ausseneinsatz seit 1945, der durch mediale Manipulation der Bilder serbischer Massengräber und einer Analogisierung mit Auschwitz moralisch und historisch auf perfide Weise gerechtfertigt wurde.

Peter Handkes Thema Inszenierung-Illusion-Realität in der Publikumsbeschimpfung findet in der Milosevic-Sache seine Weiterführung, ist also absichtliche Inszenierung, um die Öffentlichkeit auf die Folgen und Ausmaße von blindem Glauben an Medien und deren Strategien der Darstellung von Realität aufmerksam zu machen, um dem blinden Folgen alteingesessener Autoritäten, wie auch schon in seinem Aufbegehren bei der Vorstellung in der Gruppe 47, entgegenzuwirken. In diesem Zusammenhang lässt sich durch den letzten Satz "Das ist keine Dokumentation", bezogen auf eine einerseits gewollte Inszenierungen und eine andererseits gewollte objektive Darstellung, Handkes These zur Welt und zur Kunst zusammenfassen.






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